Sonntag, 29. September 2013

Verflüssigungsversuche - Die Viskosität des Denkens

Die Viskosität ist ein Maß für die Zähflüssigkeit eines Fluids. Der Kehrwert der Viskosität ist die Fluidität, ein Maß für die Fließfähigkeit eines Fluids. (Wiki)
"Mittelflüssig"
In der Helle des Tages arbeitende Philosophen, Philosophen mit aufklärerischem Elan, allgemeine Löser und Sortierer, haben davor oft Angst, dass andere, die sich selbst ebenfalls "Philosophen" nennen, ihnen das Geschäft vermasseln. Ihren guten taghellen Ruf in den Schmutz ziehen, mit "Geschweife und Geschwefel" die ganzen präzisen, hart erarbeiteten Analysen wieder ruinieren und verdunkeln. Mit Ambivalenz und Ambiguität, Flirt mit Vieldeutigkeiten und solchen Sachen Tiefsinn und Gedankenschwere suggerieren, wo in Wahrheit einfach gar nichts Stabiles dahinter steckt, denkerischer Harz. 

Weil, wenn man solche einmal fragt, was genau deren Thesen eigentlich sind, dann kommt entweder wieder das gleiche Geschwurbel oder eben gar keine Thesen; - und präzise Thesen sind, das ist auch klar, Brot und Butter der Philosophie. Philosophie ist allgemeine Thesenwissenschaft. Thesenaufstellung und Thesenprüfung sind ihre methodischen Stützstrümpfe. Philosophie betreiben heißt Positionen und Thesen mit Argumenten begründen. Und eine Position ist derjenige statuarische Zustand, in den eine Menge begründeter Thesen gerät, wenn man versucht, sie gemeinsam zu behaupten: Da bleibt nur übrig, was wirklich ständig zueinander passt.

Ein Philosoph dagegen, der nur einzelne Thesen mit Argumenten begründet, die aber nicht zusammen zu behaupten versucht, der hat keine Position, d.h. keine eigene Statue, sondern nur Organe ohne Körper. Was aber hat ein Philosoph, der nicht einmal einzelne Thesen mit Argumenten zu begründen versucht, der also an dem Versuch, sich aus Texten eine eigene Statue zu bauen, gar nicht teilnimmt? Der muss sich selbst einfach nicht feststellen. Die Selbstfeststellung als Dingfestmachung der Philosophie, da macht der nicht mit. Aber ist der dann nicht einfach ein Skeptiker? Oder sogar bloß noch ein Sophist? Einer, der einfach keinen Bock auf den Aufbau schöner Systeme hat, der "allen beständigen Anbau des Bodens" (Kant) verabscheut?

Das ist nicht unbedingt so. Wenn zum Beispiel seine Idee ist, dass das Ziel philosophischer Praxis keine Position, sondern eine Form der denkerischen Beweglichkeit ist - wasserflüssig statt dingfest. Seine Theorie kann dann den Zweck erfüllen, nicht eine Position möglichst wasserdicht mit Argumenten zu begründen und festzustellen, sondern íhr gerade umgekehrt diejenige Flüssigkeit zu verschaffen, die für denkerische Navigationen in verschiedenen Terrains nötig ist. Ziel einer so verstandenen Philosophie ist nicht die Verbreitung und Absicherung von Positionen durch Werbung und Argument, sondern die Beförderung einer Kompetenz: denkerischer Navigationsfähigkeit -

Die Verringerung geistiger Viskosität.
 

1 Kommentar:

  1. "Meine Flows sind wie Wein. Du dagegen bist unreif, du bist zu steif für tighte Rapflows"

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